Scotchen

Scotchen zählt zu den mechanischen Oberflächenveredelungsverfahren und erzeugt matte bzw. satinierte Oberflächen auf Materialien wie Edelstahl oder Aluminium. Spezielle Vliesstoffe oder Schleifmittel bringen dabei ein feines Strichbild gleichmäßig auf das Material auf. Ergebnis ist ein verbessertes optisches Erscheinungsbild, eine angenehmere Haptik und reduzierte Reflexionen. Das nicht nur für Metalle, sondern auch für Kunststoffe genutzte Verfahren ermöglicht die effiziente Bearbeitung großer Flächen und zeichnet sich durch eine sehr gute Reproduzierbarkeit aus. Scotchen erzeugt ein ästhetisch ansprechendes Strichbild. Die Oberflächenveredelungstechnik wird gleichermaßen in der Automobilindustrie, Architektur, Pharma- sowie Lebensmittelindustrie und im Bereich von Haushaltsgeräten sowie für Dekorationsartikel geschätzt und eingesetzt.

Funktionsweise von Scotchen

Scotchen – auch als Mikrolieren bezeichnet – dient vor allem dazu, Werkstücken ein gleichmäßiges, dekoratives Finish zu verleihen. Das mechanische Oberflächenbearbeitungsverfahren wird auch als Satinieren oder Mattieren bezeichnet. Es entfernt kleine Kratzer und sorgt für eine optisch ansprechende, matte und nicht spiegelnde Oberfläche. Im Vergleich zum Schleifen, das gezielt Material abträgt, fokussiert das Scotchen auf die Veredelung der Oberflächenstruktur.

Der Begriff Scotchen hat seine Wurzeln im Englischen und bezeichnet damit eine spezielle Form eines Schleifvorgangs in der Metallbearbeitung. Die spezielle Methode der Oberflächenbehandlung kommt meist zur Verwendung, um spezifische Glanzgrade auf Metalloberflächen, beispielsweise auf Edelstahl, zu erzeugen.

Scotchen erfolgt mit speziellen Schleifvliesen. Diese weisen eine offene Struktur aus synthetischen Fasern auf und sind mit gleichmäßig verteilten Schleifkörnern bestückt. Die Fasern sind in der Regel aus Nylon oder Polyester und bilden ein flexibles, dreidimensionales Netz, indem sie verklebt werden. Aluminiumoxid, Siliziumkarbid oder Diamantkörner kommen als Schleifmittel zum Einsatz. Je nach gewünschtem Mattierungsgrad und bearbeitetem Material erfolgt die Wahl von Schleifmittel und Körnung. Die Vliese sind je nach Bedarf als Bänder, Scheiben, Rollen oder als Hand-Pads für die manuelle Bearbeitung erhältlich.

Die spezifische Arbeitsweise unterscheidet sich beim Scotchen je nach bearbeitetem Material. Weitere Details dazu erfahren Sie in den nächsten Kapiteln.

Scotchen von Edelstahloberflächen

Bei Edelstahl ist das Ziel von Scotchen meist eine gebürstete bzw. satinierte Optik. Damit lassen sich Fingerabdrücke und kleine Unregelmäßigkeiten zuverlässig kaschieren. Da Edelstahl widerstandsfähiger als Aluminium ist, kommen für das Erzeugen der charakteristischen Linienstruktur in der Regel gröbere Vliese zum Einsatz. Wichtig sind beim Scotchen eine gleichmäßige Druckverteilung sowie überlappende und regelmäßige Bewegungen in einer Richtung. Nur so erhält die Oberfläche eine konsistente und ästhetisch ansprechende Optik. Sind Bewegungen oder Druckverteilung unregelmäßig, kann es zur Bildung eines Wolkenmusters kommen. Insbesondere bei großflächiger Bearbeitung ist die Verwendung von Exzenterschleifern mit passenden Schleifvliesen oder Schleif-Pads empfehlenswert. Wenn Schweißnähte bearbeitet werden, dann setzt man meist Vliese mit einer gröberen Körnung ein, damit die Verfärbungen und Oxidationen effektiv entfernen werden. Für das Finish kommen anschließend feinere Vliese zum Einsatz. Üblich ist eine gründliche Reinigung der Oberfläche nach dem Scotchen, um Rückstände und Schleifpartikel vollständig zu entfernen.

Scotchen von Aluminiumoberflächen

Das Scotchen von Aluminium hat eine Veredelung der Oberfläche und die Beseitigung von Oxidationsspuren zum Ziel. Aluminium ist weicher als Edelstahl, daher nutzt man feinere Vliese mit einem geringeren Anpressdruck. So wird sichergestellt, dass die Oberfläche nicht zu stark angegriffen wird. Für den aufgebrachten Druck sowie die Bewegungen gelten dieselben Anforderungen wie für das Scotchen von Edelstahl. Ist eine matte Oberfläche gewünscht, dann ist trockenes Scotchen üblich. Für ein feineres Finish kommen meist Schleiföle bzw. -pasten zur Anwendung. Die Reibung wird dadurch verringert und das Ergebnis verfeinert.

Scotchen von Kunststoffen

Für Kunststoffe dient Scotchen zum Erzeugen einer matten Oberfläche und um Reflexionen zu reduzieren. Das Verfahren kommt auch dann zum Einsatz, wenn eine bessere Haftung für Beschichtungen erforderlich ist. Kunststoffe sind hitzeempfindlich und neigen zum Schmelzen bzw. Verformen. Daher sind für Kunststoffe besonders feine Vliese und ein sehr geringer Anpressdruck erforderlich. Nass-Scotchen kann die Methode der Wahl sein, um eine übermäßige Wärmeentwicklung zu vermeiden.

Scotchen - Vorteile und Nachteile

Scotchen ist ein schonendes Verfahren um Oberflächen zu veredeln. Zu den Vorteilen gehören:

  • Ästhetik: Ergebnis ist eine gleichmäßige, hochwertige und dekorative Oberfläche mit einem feinen Strichbild. · Haptik: Das Griffgefühl und die Haptik des Werkstücks werden durch das Verfahren deutlich verbessert.
  • Vorbereitung: Das Verfahren ist ideal für die Vorbereitung von Oberflächen für Beschichtungen bzw. Lackierungen geeignet, da die behandelte Oberfläche eine deutlich bessere Haftung aufweist.
  • Kaschierung: Dank der gleichmäßig mattierten Oberfläche lassen sich feine Kratzer, Fingerabdrücke und kleine Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche gut verbergen.
  • Vielseitigkeit: Scotchen lässt sich auf eine Vielzahl von Materialien anwenden.

 

Das Oberflächenbearbeitungsverfahren hat auch einige Nachteile:

  • Gleichmäßigkeit: Die Anwendung muss sehr gleichmäßig erfolgen, da sich sonst eine unerwünschte ungleichmäßige Oberfläche bzw. Wolkenmuster bilden können.
  • Feine Partikel: Der entstehende Abrieb besteht aus feinen Partikeln die ein Gesundheitsrisiko darstellen können. Daher ist eine entsprechende Absaugung der Partikel erforderlich.
  • Werkzeugkosten: Die erforderlichen speziellen Maschinen und Schleifvliese können in der Anschaffung kostenintensiv sein.

Einsatzbereiche für Scotchen

Das technische Oberflächenveredelungsverfahren Scotchen wurde speziell für die Veredelung von Edelstahloberflächen entwickelt und erzeugt ein ästhetisch ansprechendes feines Strichbild. Vor allem Edelstahl und Aluminium lassen sich mit dem Verfahren in unterschiedlichsten Glanzgraden erzeugen.

Das in der Metallverarbeitung unverzichtbare Veredelungsverfahren für Edelstahl- und Aluminiumoberflächen kommt für die Fertigung von Gehäusen, Apparaten, Maschinenteilen sowie Komponenten für den Maschinenbau und die Automobilindustrie zur Verwendung.

In der Bauindustrie und der Architektur kommt Scotchen für Edelstahlelemente wie beispielsweise Geländer, Verkleidungen oder Aufzugskabinen zum Einsatz. Die mattierten Oberflächen verleihen eine elegante, gebürstete Optik. Im Innenausbau kommt das Scotchen ebenso für die Veredelung von Metallelementen zur Verwendung.

Der Fahrzeugbau nutzt das Scotchen zur Vorbereitung von Oberflächen für Lackierungen. Zudem lassen sich korrodierte Oberflächen sowie Reparaturstellen an Metallkarosserien damit finishen. Ein weiterer Anwendungsbereich ist das Aufbereiten von Zierteilen bzw. Felgen.

In der Pharma- und Lebensmittelindustrie setzt man Scotchen ein, weil die geglätteten Oberflächen das Anhaften von Verunreinigungen reduzieren. Das ist für die Einhaltung von Hygienestandards entscheidend. Anwendungsbeispiele sind unter anderem Edelstahlbehälter, Maschinenteile und Rohrleitungen.